Abol Qasim Mansor Ferdowsi

(ca. 940 - ca.1026 n. Chr.)

ist wohl der berühmteste aller persischen Dichter. Er wurde ca. 940 n. Chr. in Tabaran bei Tus (Khorasan) geboren. Seine Familie gehörte den dehqane an, der Landadelsschicht, die ihre Entstehung bis in die mittelpersische Zeit zurückführen konnte und deshalb viele vorislamische Traditionen bewahrt und lebendig erhalten hatte. Dies lieferte Ferdowsi die Grundlage für die Sammlung und Bearbeitung alter iranischer Legenden und Überlieferungen. Im Jahr 975 begann er mit der epischen Umsetzung dieser Geschichten. Sein Werk wurde von dem samanidischen Gouverneur von Tus, Abu Mansur, gefördert und finanziert, da Ferdowsi selbst in eher bescheidenen Verhältnissen lebte. Länger als 30 Jahre arbeitete er an seinem Buch der Könige, dem „Shahnameh“, das in über 50 000 Versen die Sagen und historischen Ereignisse von den Anfängen bis zur Eroberung Persiens durch die Araber zu einem homogenen Geschichtswerk verband. Der Held des „Shahnameh“, um den sich zahlreiche Episoden ranken, ist Rostam, ein legendärer Fürst und Feldherr aus Zabolistan (Sistan). Im Jahr 1009 n. Chr. vollendete Ferdowsi sein Werk und widmete es dem ghaznawidischen Herrscher Mahmud Yamin al-Dowia , der die Leistung des gigantischen Epos jedoch nur ungenügend würdigte und Ferdowsi mit 20 000 Silberdirham abspeiste. Wütend verfaßte Ferdowsi ein langes Gedicht, in dem er den König schmähte, was zur Folge hatte, daß er nach Tabaristan fliehen mußte. Nachdem der Zorn des Herrschers verraucht war, rief er – zwischen 1020 und 1026 n. Chr. – den Dichter zurück und befahl, ihm eine Schenkung von 60 000 Golddinar zukommen zu lassen. Die Wiedergutmachung jedoch erreichte Ferdowsi nicht mehr, da er inzwischen gestorben war. Das persiche Nationalepos „Shahnameh“ wurde seit dieser Zeit nicht nur mehrfach in Persisch publiziert und vielfältig mit Miniaturen illustriert, sondern auch in nahezu alle orientalischen und viele europäische Sprachen übersetzt.